Georgien
Nahtstelle Eurasiens.

Ein kleines Land, nicht größer als Bayern. Gebirge und
Vorgebirge prägen vier Fünftel Georgiens. Dennoch ein Gebiet von
außerordentlicher naturräumlicher Vielfalt. Subtropisch bis
hochalpin zugleich. An der Nahtstelle Eurasiens. Nur vier
Flugstunden von Deutschland entfernt liegt Tiflis (Tbilissi), die
Hauptstadt Georgiens. Das kleine Land zwischen Großem und Kleinem
Kaukasus (69.000 qkm), in dem schon 327 das Christentum zur
Staatsreligion erklärt wurde, besitzt ein reiches Kulturerbe, das in
architektonischen Zeugnissen und gelebter Religiosität noch
vielerorts gegenwärtig ist. Dank unterschiedlicher Landschaften und
Klimazonen beeindruckt Georgien zugleich mit einer bemerkenswerten
Artenvielfalt.
Im Westen sorgt das
Schwarze Meer
für subtropische Verhältnisse. Gemäßigtes, trockenes
Kontinentalklima prägt den Osten. Die
kaukasischen
Hochgebirge mit alpinen Charakter schützen Georgien vor
Kaltluftwellen aus dem Norden. Kurzer Frühling, heißer Sommer,
sonnig-warmer Herbst und schneearmer Winter. Ein weitgespanntes
Mosaik mit deutlichen Auswirkungen auf Tier- und Pflanzenwelt.
Im
subtropischen Küstengebiet gedeihen Tee, Tabak, Zitrusfrüchte und
Mais. In den Flusstälern wird ein roter, süffiger Wein gekeltert,
nach Meinung von Archäologen schon seit über sieben Jahrtausenden.
Auf den trockenen Hochflächen gedeiht die Weidewirtschaft.
Ausgedehnte Wälder mit vielen Edelhölzern ziehen sich entlang der
Bergflanken bis in die Niederungen hinunter. Der höchste Berg
Schchara im Großen Kaukasus schafft stolze 5.069 Meter. Kura, der
längste Fluss Georgiens, kommt auf 1.364 Kilometer. Der größte See
Parawani liegt über 2.000 Meter hoch.

Laut WWF zählt Georgien zu
den 238 wichtigsten Ökoregionen der Erde. Die Landschaftsrelief
begünstigt die Entwicklung endemischer, nur hier beheimateter
Vogelarten. Insgesamt kommen etwa 330 Vogelarten vor. Georgien zählt
4.100 Pflanzenarten. Davon sind rund 1.000 endemischer Natur und
1.000 nur im Kaukasus verbreitet. Letzte Zählungen sprechen von 400
Baum-/Straucharten, die teilweise in der Roten Liste verzeichnet
sind. Ein globales Zentrum der Pflanzenvielfalt. 44 Prozent des
Landes sind bewaldet. In den niedrigen Berggebieten überwiegen
Laubbestände (Eichen, Buchen), in höheren Lagen Nadelhölzer
(Fichten, Tannen). Oberhalb der Baumgrenze breiten sich subalpine
und alpine Matten aus. Die Transkaukasische Senke war früher eine
Steppenlandschaft und ist heute weitgehend kultiviert. Georgien gilt
als wichtiges Naturrefugium, in dem sogar vereinzelt noch
Braunbären, Wölfe und Luchse beheimatet sind. Seltene
Eidechsenarten, der ebenfalls rare Fischotter und das Kaukasische
Birkhuhn lassen sich mit Glück in Feuchtgebieten beobachten. Trotz
fehlender übergreifender Landnutzungsplanung und ungelöster
Umweltprobleme bestehen inzwischen elf
Schutzgebiete. Das größte ist der Bordschomi
Charagauli Nationalpark im Kleinen Kaukasus (76.000 Hektar), der
2001 mit deutscher Hilfe und dem WWF geschaffen wurde. Eines der
größten zusammenhängenden Naturschutzprojekte Eurasiens. Auch
Tusheti Nationalpark (83.007 Hektar), Waschlowani Nationalpark
(25.112 Hektar) und als ältester der Lagodeschi Nationalpark (17.688
Hektar) erfreuen sich allmählicher breiterer Unterstützung und
Aufmerksamkeit. Nur wenige kennen bisher Georgien. Ein Land für
Entdecker. Vor allem für Naturbegeisterte und Wanderer. Mit einem
zarten Hauch von Abenteuer.