Rund 400 Vogelarten und unterschiedlichste Lebensräume machen Bulgarien im
Frühling und Herbst zu einem vielversprechenden Beobachtungsziel. Eine erste
Adresse für Vogelkundler. Alljährlich ziehen riesige Vogelscharen aus
Sibirien und dem Baltikum entlang der Schwarzmeerküste nach Süden, rasten an
den Süß- und Brackwassergewässern um Burgas oder bleiben
gleich den Winter über hier. Unzählige Weiß- und Schwarzstörche, Rosa- und
Krauskopf-Pelikane, Greife und Singvögel in den Rhodopen
bieten ein beeindruckendes Naturschauspiel. Auch das Land selbst zeigt sich
dann von seinen schönsten Seiten. Müsste Bulgarien eine Blume zum
Markenzeichen des Landes küren, wäre die Wahl eindeutig. Die
Rose ist das heimliche
Nationalsymbol. Mythos aus einer Zeit, als Rosen ein Vermögen einbrachten.
Im Herzen Bulgariens, zwischen Balkangebirge im Norden und dem südlichen
Hügelland erstreckt sich eine etwa 60 Kilometer lange, fruchtbare Ebene, das
Tal der Rosen (Rozova
Dolina). Anbaugebiet der ölhaltigen
Damaszener Rose. Sie ist rund und klein, duftet aber
entgegen allen Erwartungen kaum. Dennoch kommen zur feierlichen Eröffnung
der Rosenernte zunehmend in- und ausländische Besucher hierher, genießen die
mitunter folkloristische Stimmung, die Auftritte der Rosenkönigin und
verschiedener Musikgruppen sowie das breite Sortiment aus
Roseningredienzien. Da sind Rosenkonfitüre und Rosenschokolade ebenso im
Angebot wie Kosmetik in niedlichen Tiegelchen, orientalischer Rosenlokum
(Sirup-Gelee mit Rosengeschmack) und zuckersüßer Rosenlikör, der direkt aus
Holzfässern verkostet werden kann. Vor über dreihundert Jahren gelangten die
ersten Rosen aus der Türkei nach Bulgarien. Und gediehen prächtig. Als das
‚Staatliche Institut für Rosen’ im Provinzstädtchen Kazanlak gegründet
wurde, zählte das Land 9.000 Hektar Rosengärten. Politik und künstliche
Essenzen ließen die Nachfrage nach Rosenöl einbrechen. Hielt Bulgarien in
den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts noch einen Weltmarktanteil von 70
Prozent, fiel dieser kurz vor dem Jahrtausendwechsel auf 30 Prozent. Seit
einigen Jahren geht es wieder aufwärts. Das Pflücken der zarten Blüten
beginnt vor Sonnenaufgang. Solange die Blätter noch taufrisch sind! Bekannte
Parfümhersteller gehören zu den Abnehmern. Ein Kilo Öl erbringt mehrere
tausend Euro. Die teuere Substanz wird fast völlig ins Ausland exportiert.
Das Rosenland bewahrt die Schönheit der Pflanze, etwas wirklich
Bulgarisches! Die Rosenernte findet im Juni statt. Für Natur- und
Kulturbegeisterte ein passender Anlass, Bulgarien genauer in Augenschein zu
nehmen. Es muss ja nicht gleich der höchste Gipfel Golyan Perielik, (2.190 m
NN) sein. In Honig eingelegte Nüsse, Marmelade und Tschubriza, eine
Gewürzmischung aus Kräutern, Salz und Paprika, die in fast jedem
bulgarischen Gericht zu finden ist, könnte auf vielfache Weise mit Rosen
verbunden werden. Immerhin besitzt Bulgarien 89 Naturschutzgebiete, drei
National- und neun Landschaftsparks. Mehr als eine Reise wert.
Schon gewußt?
Mäusezähnchen. Wer
weiß schon, dass Mäuse die härtesten Zähne der Welt besitzen? Härtegrad
9,6. Nur Diamanten erreichen einen höheren Wert. Mit Härtegrad 10
gelten sie als das härteste, natürlich vorkommende Material. Sie können
nur von anderen Diamanten geritzt werden. Selbst
Mäuse würden sich an
ihnen die Zähne ausbeißen. Aber Mäuse halten sich ohnehin meistens
nicht dort auf, wo Diamanten anzutreffen sind. Ansonsten bekommen sie
fast alles durch. Echt bissfest.