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St. Helena

Vor gut zweihundert Jahren, im Oktober 1815, stufte der berühmteste Inselbewohner wider Willen, Napoleon Bonaparte, St. Helena nicht gerade als Wunschziel ein. Sechs Jahre lang, bis zu seinem Tod am 05.Mai 1821, lebte Frankreichs Ex-Kaiser im Longwood House außerhalb von Jamestown. Verbannt und bewacht von den Briten. Eine komfortable Haft mit schöner Aussicht auf Sane Valley. Edle Weine aus Madeira und Kapstadt sowie Schinken aus Spanien sorgten für sein leibliches Wohl. Seiner Bewegungsfreiheit waren keine Grenzen gesetzt, „aber wo konnte er schon hin?“. Immerhin besuchte Napoleon alle Teile der Insel, manchmal zu Pferde oder eben zu Fuß. Zahlreiche Plätze auf St. Helena sind eng mit Napoleon und seiner Entourage verbunden. Ein Wanderführer beschreibt mögliche Ausflugsziele. Ãœberhaupt eignet sich die Inselideal zur Erforschung mittels Wanderschuhen. Eine beachtliche Anzahl von Fußwegen und Eselspfaden (Donkey Walks) erschließen das Eiland. Die St. Helena Nature and Conservation Group (SNCG) hat 21 ‚Post Box‘ Wanderungen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade entworfen. Am Ende jedes Weges befindet sich ein ‚Postkasten‘ mit Stempel und Besucherbuch. Einige der besterhaltenen endemischen Naturlandschaften schützt   die Central Ridge National Conservation Area. Sie umschließt Peaks National Park mit dem höchsten Gipfel, Diana’s Peak (823 m NN). Der Pfad führt durch Flachsplantagen und entlang alter Militärstraßen. Oben erschließt ein 360° Grad Rundblick den Großteil der Insel. Er durchquert St. Helenas ‚Wolkenwald‘ mit ganz eigener Flora und Fauna. Jedes Jahr im März findet ein Wanderfest (Walking Festival) mit mehreren geführten Exkursionen rund um Jamestown statt. Vom kleinen Hafen legen in den südatlantischen Sommermonaten (Hochsaison Januar/Februar) Boote ab, die Taucher zu den Riffen bringen (Doktorfische, Felsenbarsche, Muränen). Maritime Hauptattraktion sind jedoch die riesigen Walhaie (Whale Sharks), die auch Schnorchler tolerieren. St. Helena zählt zu den besten Regionen weltweit für hautnahe Begegnungen mit diesen Meeresgiganten. Auch alte Fischerkähne legen immer noch ab. Die sieben Berufsfischer stechen frühmorgens in See, um noch im Dunkeln scheue Köderfische und fünf bis sieben Kilogramm dicke Gelbflossenthunfische zu fangen. Gäste an Bord willkommen.

Einen besonderen Stellenwert besitzen auch Vögel und Wildtiere (Galapagos im Südatlantik). Ihre Geschichte und bestände sind eng mit der isolierten Lage weitab vom nächsten Festland und der Kolonisierung verbunden. Menschen, die Tiere mitbrachten, das Aussterben mancher  Arten verursachten und andere mit Erfolg einführten. Der endemische St. Helena Regenpfeifer  (Chardrius sanctaehelenae) ist der letzte überlebende, einheimische Landvogel; zwischen 450 bis 500 dieser Wirebirds sind momentan nachgewiesen (und auf dem St. Helena Wappen und am Flughafen abgebildet).  Meistens in trockenen Weidelandschaften und Halbwüsten zwischen 250 und 600 Meter  Höhe. Brutzeit ganzjährig, bevorzugt zwischen Oktober bis März. Alle anderen Landvögel wurden zu verschiedenen Zeiten eingeführt. Chuka Rebhuhn (Alectoris Chukar), Fasan (Phasanius colchicus)  und Taube (Columba livia) gelangten mit den Portugiesen im 16. Jahrhundert als Nahrungsquellen auf die Insel, farbenprächtige hübsche Samenfresser als Käfig- oder Voliere-Vögel. Acht brütende Seevogelarten nisten an der Küste, auf Steilklippen und vorgelagerten Miniaturinseln. Seeschwalben (Anaus stolidus) sind am häufigsten auszumachen. Zu den fotogenen Vertretern der Avifauna gehören der beliebte Rotschnabel Tropikvogel (Phaethon aethereus) und seit 2008 die Maskentölpel (Sula dactylatra).         

Mit unglaublichen 455 Arten sind die Wirbellosen Tiere vertreten, wie etwa die St. Helena Bernsteinschnecke oder Janosch‘s Pilz-Rüsselkäfer. Einige dieser endemischen Arten sind sehr selten und nur schwierig auszumachen. Die Insel verfügt über einen perfekten Bienenbestand Keine Frage,  St. Helena besitzt spannende Zutaten für Touren und Entdeckungen quer über die Insel. Vorbei an Felshängen, Klippen aus bronzefarbenem Vulkangestein, grünen Weiden und Bäumen in den Tälern. Was sich mit passendem Schuhwerk auf eigene Faust oder mit einem Naturführer bewerkstelligen lässt. Mehr zu sehen gibt es sicherlich mit einem Einheimischen an der Seite. Zu den endemischen Pflanzenarten gehören der St. Helena Redwood (Trochetiopis erythroxylon), Babyzehen/Baby’s Toes (Hydrodea cryptantha) und Schwarzkohl/Black Cabbage (Melanodendron integrifolium). Viele andere Arten wurden eingeführt und verschwanden wieder. Wie etwa die Kokospalmen, die um Jamestown und in Sandy Bay wuchsen und zugrunde gingen. Ihre Neuanpflanzung 1985 mit einer  Schiffsladung von hundert Kokosnüssen aus Antigua (Karibik) misslang. Sie erkrankten 2002; seither gibt es keine Kokospalmen mehr.

St. Helenas Kultur- und Architekturerbe bietet ein originelles Vermächtnis historischer Gebäude, Festungen, Denkmäler und der Hauptstadt Jamestown selbst, oft als „quintessentieller atlantischer Seehafen“ beschrieben. Die Hauptstraße (Main Street) gilt als eines der besten Beispiele Georgischer Architektur.

St. Helena entstand durch Vulkanismus. Rundherum schafft der Südatlantik bis zu 6.000 Meter Wassertiefe. Angola liegt 1.900 Kilometer entfernt, nach Südamerika sind es 3.400 Kilometer.  Grasland überwiegt. Rinder- und Schafszucht, Gemüse, Obst, Flachs, Fischfang und Holzverarbeitung bilden wichtige Erwerbsquellen. Dazu kommt die finanzielle Unterstützung durch Großbritannien. Die Finanzhilfen (Grant-in-Aid) decken ungefähr 60 Prozent des Gesamtbugets von rund 36 Mio. Pfund Sterling. Hinzu kommt weitere Unterstützung wie etwa durch technische Zusammenarbeit. Die Flagge von St. Helena wurde bis 2009 für alle drei Teilgebiete des Ãœberseeterritoriums verwendet. Seitdem gibt es eigentlich keine allgemeingültige Fahne mehr, aus reiner Gewohnheit aber schon. Unverändert ist der Gouverneur für das gesamte Inselgebiet zuständig. Ihm beiseite steht ein jeweils für drei Jahre direkt gewählter Inselrat (Island Council). Die Öffnung des Flughafens Mai 2016 und die Aufnahme des Linienflugverkehrs am 14. Oktober 2017 haben den Lebensrhythmus der Insel verändert. Zuvor brauchte es fünf Tage mit dem Postschiff, um hierher zu kommen. Seit 1990 verband die RMS St. Helena die Insel mit dem Mutterland und dem näher gelegenen Hafen Kapstadt. Nach Etablierung der  Luftbrücke quittierte das altehrwürdige Schiff am 10. Februar 2019 den Dienst. Ein neues bringt jedoch weiter Waren. St. Helena verfügt über zwei Häfen beziehungsweise Schiffsanleger, Jamestown und Rupert’s Wharf (seit 2016). Kurios genug, 1829 eröffnete die Saint Helena Railway Company eine pferdebetriebene Schienenseilbahn von Jamestown nach Half Tree Hollow (heute als Jakobsleiter bekannt). Sie diente dem Gütertransport vom Hafen zu den höher gelegenen Häusern. 1871 wurde sie  wieder eingestellt. Ãœber eine zweite Schienentrasse zur Meerwasserentsalzungsanlage im  Rupert’s Valley gibt es keine zuverlässigen Nachweise. Das kleine britische Ãœberseegebiet St. Helena: Eine der entlegensten Inseln der Welt. Aber auch eines der außergewöhnlichsten Reiseziele.
 

 

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